Author Alexander

Reisetagebuch


Teil 2 - von Jürgen und Alexander

Während der Reise veröffentlichten wir hier ständig alle, aus Neuseeland, eingehenden Berichte


4. Bericht vom 27.01.2003:

Haast - Makarora 11.01.03 81 km
Als wir los wollten regnete es in Strömen. Wir hofften, dass es besser wird und zögerten deshalb die Abfahrt etwas hinaus. Aber wir mussten dann doch in voller Regenmontur los. Die Strecke führte entlang des Flusses Haast leicht aber stetig bergauf. Zum Glück regnete es nicht die ganze Zeit und so konnten wir die von den Bergen herab stürzenden Wasserfälle bewundern. Nach ca. 40 km begann der Anstieg zum Haast Pass. Es ging gleich mit 12% bis zur Gates of Haast, es sollte noch etwas steiler werden. Bei 15% Steigung gaben wir auf und schoben etwa 500 m bis es wieder flacher wurde. Trotzdem rann der Schweiß in Strömen. Nach insgesamt 60 km und mehr oder weniger steilen Passagen, war die Passhöhe erreicht. Es begann wieder zu regnen und so konnten wir die 4 km lange Abfahrt nicht so richtig genießen. Wegen des Regens beschlossen wir auf dem Campingplatz in Makarora zu übernachten.

12.01.03 Makarora - Albert Town - Puzzling World 67 km
Es regnete noch immer und als ob das noch nicht reichen sollte, hatten wir in unserer Hütte auch keinen Strom. Unser Gaskocher spendete uns Licht, wärme und bereitete und den heißen Tee. Welch ein Wunder, als wir losfuhren, hörte es auf zu regnen. Die Landschaft hatte sich nach dem Haast Pass geändert. Statt Wald gab es hier nur Schafsweideland. Das erste Highlight des Tages war ein Zaun, der meterlang mit Damenunterwäschebehängt war. Entlang des Lake Wanaka fuhren wir zum Pass "The Neck", der die Lakes Wanaka und Hawewa trennt. Es folgten weitere steile Anstiege mit schönen Ausblicken auf den See Hawewa. Nach 60 km erreichten wir den Ort Albert Town. Nachdem wir unser Quartier bezogen hatten, machten wir uns auf den Weg zu Stuart Landbourghs Puzzling World. Dort gibt es eine Sammlung von Kuriositäten und optischen Täuschungen zu bestaunen. Des weiteren gibt es einen riesigen Irrgarten mit 4 Türmen. Diese Türme gilt es nach einer bestimmten Reihenfolge aufzusuchen. Als erfahrene Globetrotter schafften wir es natürlich in der vorgegebenen Zeit.

13.01.03 Albert Town - Queenstown 81 km
Dieser Tag sollte uns über den Höchsten Straßenpass Neuseelands führen. Zunächst noch leicht ansteigend, im Tal des Cardrona Rivers, erreichten wir nach etwa 30 km das historische Cardrona Hotel, in welchen wir uns vor dem kommenden Anstieg stärkten. Die Strasse führte uns mit Passagen von über 15 % auf 1075m Passhöhe. Stolz den Pass fahrend bezwungen zu haben, genossen wir ausgiebigst den Ausblick bis hinunter nach Queenstown. Kekse durften dabei natürlich nicht fehlen. Eine kurvenreiche und bremsenverschleißende Abfahrt führte uns teilweise über Serpentinen ins Städtchen Arrowtown. Ein weitgehend erhaltener Stadtkern aus der Goldgräberzeit prägt das Bild dieses Ortes. 20 recht wellige Kilometer mit viel Gegenwind führten uns nach Queenstown. Dort mussten wir mit "Schweinen" im Zimmer leben (näheres auf Anfrage).

5. Bericht vom 02.02.2003:

14./15.01.03 Queenstown
Wir genehmigten uns 2 Tage Pause - Urlaub vom Urlaub sozusagen! Naja, eigentlich überredete mich Jürgen zu einem weiteren Tag ;-). Queenstown hat einen kleinen überschaubaren Stadtkern mit Uferpromenade. Queenstown - die Stadt der Adrenalinjunkies! Auch wir konnten der Versuchung nicht widerstehen und holten uns unseren Kick beim Jetboating. Zwar vergnügungssüchtig, aber nicht lebensmüde, schauten wir natürlich auch beim Bungeejumping zu. Ansonsten ließen wir die Seele baumeln. Leider wurden wir aus finanziellen Gründen gezwungen die Stadt nach 2 Tagen zu verlassen (es gibt hier über 100 Kneipen...).

16.01.03 Queenstown - Mavora Lakes (62km)
Mit dem Dampfschiff TSS Earnslaw fuhren wir und viele andere Radler von Queenstown zur Walter Peak Station. Ungewöhnlich gekleidet für Radler war ein Pärchen, das aus dem Film "Casablanca" hätte sein können. Von der Walter Peak Station führte unser Weg über eine 62km lange Schotterpiste zu den Mavora Lakes. Die Sonne brannte, es staubte und wir mussten mal wieder auf 750m hochklettern. Und als ob das noch nicht reichen sollte, mussten wir auch noch 2 Bäche durchqueren und Pause zwischen Kuhfladen machen. Die Strecke führte dann weiter auf einer baumlosen Hochebene. Fast alle Radler trafen sich wieder an den Mavora Lakes. Nur die "Casablanca" fehlte. Hier wurden auch Szenen für den Film "Herr der Ringe" gedreht. Auf einem idyllischen Campingplatz stellte wir unser Zelt nahe des Sees auf. An diesem Abend fühlten wir uns wie die "Dusty Brothers". Glücklicherweise blieben die versprochenen Sandflies aus.

17.01.03 Mavora Lakes - Te Anau (72km)
Frühstück - Zelt einpacken und staubig ging es weiter. Nur Schafsherden konnten uns stoppen. Trotz Schotter war es einfach zu fahren, da es ca. 25km leicht bergab ging. Nach der Hälfte der Strecke hatten wir wieder Teer unter den Reifen. Zügig erreichten wir Te Anau, das Tor zum Fjordland.

18.01.03 Te Anau - Milford Sound (122km)
An diesem Tag klingelte der Wecker bereits um 5 Uhr. Uns standen 122km zum Milford Sound bevor. Mit leichtem Gepäck kamen wir anfangs trotz welliger Strecke zügig voran. Unsere Fahrt führte uns durch Weideland und Regenwald. Es ergaben sich immer wieder schöne Ausblicke auf die vor uns liegenden Berge. An den Mirror Lakes erreichten wir unseren 1000sten Kilometer. Weiter ging es zu "The Divide", dem Südlichsten Alpenpass und wieder abwärts zum vermeintlichen Verpflegungspunkt. Diesen hätte man aber nur über eine 8km lange Schotterpiste erreicht. 16km Umweg waren uns an diesem Tag doch zu weit und so bezwangen wir den 12km langen Aufstieg auf 916m bis zum Homer Tunnel mit nur einem halben Liter Wasser. Die Strasse führte durch einen atemberaubende Bergwelt. Überall stürzten Wasserfälle herab. Um durch den 1270 langen unbeleuchteten Tunnel zu kommen, baten wir einen Autofahrer hinter uns her zu fahren und uns zu leuchten. Überglücklich den engen Tunnel überstanden zu haben, genossen wir die Aussicht hinunter ins Tal. Leider konnten wir die 20km lange verdiente Abfahrt nicht lange genießen, da auf der Strasse neuer Rollsplitt aufgetragen war. Vollkommen dehydriert erreichten wir das Hostel. Kaum vom Fahrrad abgestiegen, hatten wir schon ein Cola aus dem dortigen Shop in der Hand.

19.1.03 Milford Sound (Schiffsrundfahrt)
In der Nacht begann es heftig zu regnen und es wurde auch morgens nicht besser. Wir hatten eine Schiffsrundfahrt durch den Milford Sound gebucht. Wegen des schlechten stürmischen Wetters konnten wir die Schönheit des Fjords nur erahnen. Die steil aus dem Meer aufragenden Berge wurden meist von Wolken verhüllt. Wir besuchten noch das Milford Sound Observation Center, in dem man die Unterwasserwelt des Fjords bestaunen kann. Um die wahrscheinlich schönste Sackgasse der Welt nicht doppelt radeln zu müssen, fuhren wir Abends mit dem Bus nach Te Anau zurück. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto schöner wurde das Wetter.

20.01.03 Te Anau - Tuatepere (106km)
Anfangs hatten wir noch eine schöne Aussicht auf die Berge des Fjordland Nationalparks. Ab Manapuri wurde die Landschaft eintönig und uninteressant - Farmweideland eben. Ein heftiger Rückenwind trieb uns mit bis zu 40km/h voran. Wir hatten nur einen einzigen Berg zu bezwingen, dann ging es erst mal wieder mit Rückenwind weiter. Aber die letzten 10km hatten wir mit heftigem Gegenwind zu kämpfen.

21.01.03 Tuatepere - Invercargill (87km)
Bei bewölktem Himmel erreichten wir kurz nach Tuatepere das Meer. Bei gelegentlichem Regen fuhren wir dann entlang der Küste. Die recht wellige Strecke ermöglichte immer wieder Ausblicke auf die sich weit vor der Küste brechende Brandung. Im Städtchen Riverton genehmigten wir uns ein Mittagessen und überbrückten damit einen Regenschauer. Kurz nach 15 Uhr erreichten wir die nicht sehr sehenswerte Stadt Invercargill. Am Südlichsten Punkt unserer Reise hatten wir eines der besten Hostel - das "Southern Comfort"

22.01.03 Invercargill - Möraki Boulders (Bus) - Hampton (25km)
Die Strecke zu den Möraki Boulders sollte Landschaftlich nicht so interessant sein und so beschlossen wir, mit dem Bus zu fahren. Kurz vor 10 Uhr wurden wir am Hostel abgeholt. Ein Tag Erholung war auch mal nicht schlecht. Die Hälfte der Fahrt verschliefen wir. In Duniden endete erst mal unsere Fahrt und wir organisierten einen weiteren Bus zu den Boulders. Dort angekommen, betätigten wir uns gleich als typische Touristen und Fotografierten diese runden Steinkugeln am Strand. Da es schon spät war, beschlossen wir im nahe gelegenen Hampton im Backpacker zu übernachten, das wir dann ganz für uns alleine hatten. Abends unternahmen wir noch einen Abstecher zu einer Pinguinkolonie. Tja, nichts wars mit Ruhetag.

6. Bericht vom 05.02.2003:

23.01.03 Hampton - Kurow (107km)
Um dem Verkehr auf dem Highway 1 zu entgehen, bogen wir nach ein paar Kilometern auf die Coast Road ab. Sie führte durch verschlafene Dörfer und recht flach an der Küste entlang. Als wir unsere Tour durch Filmen dokumentieren wollten, hatte ein Kiwi exebbzionistische Anwandlungen. Er stieg aus seinem Auto, rannte vor die Kamera, entblößte sich und fuhr wieder davon - die Szene war natürlich versaut. In Oamara machten wir Mittagspause und wurden gleich als Deutsche erkannt: "Only Germans cycle in Newzealand". Der Weg nach Kurow führte durch eine flache landwirtschaftlich genutzte Gegend. Für das Auge wurde wenig geboten. Nicht mal, die auf einem Felsen, sichtbaren Maori-Zeichnungen konnten uns begeistern. Zu allem Überfluss begann es mal wieder zu regnen. Kurz darauf erreichten wir Kurow. Unsere Unterkunft war ein Hotel im Stil der 60er Jahre und unsere Betten hatten Matratzen wie Hängematten.

24.01.03 Kurow - Twizel (90km)
Die Highlights dieses Tages: 2 Stauseen, einige Regenschauer und der Ahuri-Pass. Das letzte Stück vor Twizel war total flach und Schnurgerade. Schade, dass wir durch den Regen die Südalpen mit dem Mt. Cook nicht sehen konnten. Abends veranstalteten wir in unserem Zimmer einen Kochorgie.

25.01.03 Twizel - Mt. Cook (Bus) - Lake Tekapo (106km)
Früh fuhren wir mit dem Bus zum Mt. Cook National Park. Wir sahen die, tags zuvor vom Regen verdeckten, Berge. Landschaftlich wunderschön. Dort angekommen, hielten wir Fotosession. Danach machten wir uns auf den Weg zum Lake Tekapo. Die versprochenen Rückenwinde, die von den Bergen kommen sollten, blieben aus. Und so wurde unser Weg beschwerlicher als erwartet. An der Tourist Information am Lake Pukaki, nach 65km, trafen wir 2 Radler, die die entgegengesetzte Richtung fuhren. Wir tauschten lange Informationen aus. Von dort startete auch eine Radreisgruppe, die den Easy Way wählte: Begleitfahrzeug, wenig km, Rennräder ohne Gepäck. Weiter ging es auf dem Tourist Scenic Drive entlang eines Kanals. Es war ziemlich windig und kühl. Da Alexander mal wieder Hunger hatte, machten wir eine Pause. Gegen Ende unserer Pause wurden wir vom langgezogenen Feld der Radreisegruppe überholt. Das konnten wir nicht auf uns sitzen lassen. Am letzten Berg vor Lake Tekapo überholten wir die erschöpften Radler wieder. Nach 106km kamen wir am Lake Tekapo an. Wunderschön an einem See gelegen, aber von Touristen überlaufen.

26.01.03 Lake Tekapo - Geraldine - Christchurch (Bus) (93km)
Dieser Tag führte uns nochmals über einen Pass, den Burks Pass. Da wir uns bereits auf 600m Höhe befanden, war der Anstieg relativ kurz und einfach. Dafür konnten wir aber die Abfahrt umso länger genießen. Bis ins 30km entfernte Farlie ging es dann noch immer leicht bergab. Danach hatten wir noch mal einen heftigen Anstieg. Ansonsten ging es, mit kurzen Hügeln dazwischen, fast nur flach bis Geraldine. Um in Christchurch einen Tag mehr Pause zu haben, nahmen wir einen Bus dorthin. Im Bus lief zur Unterhaltung ein Videofilm. Gelegentliche Blicke aus dem Fenster zeigten eine flache uninteressante Landschaft. Die Strasse ging kilometerlang schnurgerade aus. Auch wegen des Verkehrs mieden wir diese Strecke.

Zu den Berichten Nummer 1-3